Wilhelm Friedrich Maximilian Freiherr von Fabrice wurde am 30.8.1845 in Dresden geboren und war der einzige Sohn meines Ur-Urgroßvater Oswald Freiherr von Fabrice.
Mein Urgroßvater Maximilian war Kammerherr des letzten Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. von Hessen-Kassel. Dieser war der Halbbruder von Maximilians Mutter Helene. Deren Mutter wiederum war Emilie Gräfin von Reichenbach-Lessonitz, die zweite Frau des Kurfürsten Wilhelm II. von Hessen.

Mein Urgroßvater Maximilian war der letzte männliche Namensträger meiner Familienlinie.

Maximilian wuchs in Dresden und auf Schloss Roggendorf bei Gadebusch in Mecklenburg auf.

Im Jahre 1874 war sein Vater Oswald Freiherr von Fabrice als außerordentlicher Gesandter aus den Sächsischen Diensten nach München berufen worden. (Siehe auch den Beitrag in dieser website).
Im selben Jahr hatte Maximilian die ungarische Gräfin Ilma Almásy von Zsadany, geschiedene von Maltzahn, (siehe auch den Beitrag auf dieser website) geheiratet.


Deren erste Tochter Ellinka, meine Großmutter, kam 1875 in Marseille auf die Welt.
Durch den Umzug seiner Eltern nach München, scheint es nachvollziehbar, dass die nun kleine Familie die meiste Zeit hier in Bayern verbrachte.
Schloss Roggendorf wurde allerdings erst 1886 verkauft.
In den unterschiedlichen Geburtsorten der fünf Töchter von Maximilian und Ilma, taucht bei zwei Töchtern (1877 und 1880) der Name Ziegelhaus bei Lindau auf. Nach längeren Recherchen konnte ich feststellen, dass damit die Villa Leuchtenberg am Seeufer des Bodensees bei Lindau gemeint ist. In Reutin, so heißt der Ort heute, steht ein Schlösschen, das einst für Prinzessin Théodolinde de Beauharnais, geborene Prinzessin von Leuchtenberg, spätere Gräfin von Württemberg, errichtet wurde.

Dazu hier eine kleine, interessante spätere Zusammenfügung dieser beiden Familien:
Theódolindes Tante Hortense, geborene de Beauharnais, lebte seit ca. 1817 auf dem gegenüber liegenden Ufer des Bodensees auf Schloß Arenenberg am Untersee.
Der Stiefsohn von Napoleon Bonaparte und Bruder von Hortense, Eugène, dem 1817 der Titel eines Herzog von Leuchtenberg verliehen wurde, hatte 1819 in unmittelbarer Nähe seiner Schwester Schloss Eugensberg erbauen lassen und nach seinem Vornamen benannt. Nach seinem Tod im Jahre 1824 wurde seine Tochter Eugénie Besitzerin des Schlosses.
1857 aber erwarb der Bruder von Helene von Fabrice nämlich Wilhelm Graf von Reichenbach-Lessonitz das Schloss Eugensberg für seine Frau Amélie.
Nun waren nicht nur die gesellschaftlichen Verzweigungen dieser Familien gestärkt. Maximilians (Fabrice) Mutter, Helene geb. Gräfin Reichenbach-Lessonitz war ja Wilhelms Schwester und somit war Wilhelm der Onkel von Maximilian. Da dieser schon 1865 verstorben war, konzentrierte sich der „neue“ Familienverband auf dessen Ehefrau Amélie in Eugensberg sowie deren einzige Tochter Pauline, spätere Prinzessin zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg.
Diese familiären und gesellschaftlichen Verbindungen führten somit dazu, dass Maximilian von Fabrice mit seiner Familie in das Schlösschen der Prinzessin von Leuchtenberg, die 1857 verstorben war, in Reutin später eingezogen ist. Das Schlösschen stand frei.
Bei den zahlreichen gegenseitigen Besuchen der Familien, kam die Sprache auch auf Schloss Gottlieben in der Nähe von Arenenberg und Eugensberg. Hortense hatte das Schloss ihrem Sohn, dem späteren Napoleon III, übergeben, wie wir unten lesen können.
Es muß vor 1877 gewesen sein, dass bei einer Bodensee Schifffahrt meine Urgroßmutter Ilma das hübsche, aus den Erzählungen schon oft gepriesene Schloss Gottlieben endlich sah und ihrem Ehemann vorschwärmte, dass „sie dort gerne leben würde“. Inzwischen hatten sie vier Töchter, die fünfte Tochter kam 1881 schon in Gottlieben auf die Welt, und als 1883 die schwer reiche Tante Louise Gräfin Bose verstarb, fiel ein Pflichtteil an deren Neffen Maximilian. Ebenso deren Besitz in Baden-Baden.
„Tante Bose“ war eine kluge Frau, und wusste von den in Gelddingen leichtsinnigen Neffen Felix Graf Luckner (Der rote Graf“) und Maximilian Freiherr von Fabrice. Daher hatte sie beschlossen, ihr Vermögen in Stiftungen in Berlin Jena und Marburg ( jeweils 800.00,00 an die Universitäten), sowie Stiftungen nach Kassel und Frankfurt (Senckenberg) einzubringen und den Neffen den Pflichteil, sowie jedem eines ihrer Güter zu vermachen. Die Zinsen der großen Stiftungen sollten allerdings an ihre Neffen fließen und zum Lebensunterhalt dienen.


Als nun Schloss Roggendorf und der Besitz in Baden-Baden verkauft wurden, konnte Maximilian mit seiner Frau und den fünf Töchtern das geschichtsträchtige Schloss Gottlieben am Untersee in finanzieller Sicherheit beleben.



Die Geschichte um Schloss Gottlieben

Die wunderschöne Burg Gottlieben errang Berühmtheit durch die Tatsache, dass sie während des Konstanzer Konzils (1414-1418) als Gefängnis für den Reformator Johannes Hus (1373-1415) diente, der dort „Tag und Nacht in Ketten lag“.


Die Geschichte des Schlosses ist absolut erwähnenswert:
1837 kaufte Exkönig Jêrome von Westfalen (1784-1860), der Bruder Napoleons, das Schloss, konnte es aber nicht halten. So fiel es an seine Schwägerin Königin Hortense (geb. Beauharnais) von Holland, Stieftochter Napoleons, die mit dem weiteren Bruder Napoleons, Louis Bonaparte, König von Holland, verheiratet war und auf Schloss Arenenberg lebte.
Ihr einziger überlebender Sohn, Prinz Louis Napoleon III. (1808-1873), Neffe Napoleons und seit 1852 Kaiser der Franzosen, zog daraufhin in Gottlieben ein und baute das Schloss zu einem italienischen Palazzo um. Nachdem er nach zwei Putschversuchen 1840 in Festungshaft kam, verkaufte er 1842 das Schloss an den Grafen Berolingen, der einen großen Park anlegen ließ. Möglicherweise benutzte Napoleon III. den Verkaufserlös, um sich auf seine Flucht 1848 nach London vorzubereiten und durchzuführen.
Graf Berolingen trennte sich 1877 von Gottlieben und das Schloss kam später in den Besitz von Maximilian von Fabrice.
1881 wurde die jüngste Tochter von Maximilian und Ilma von Fabrice, Agnes, vermählt 1902 mit Walter von Stockar-Scherer-Castell, bereits in Gottlieben geboren. Später lebten Agnes und Walter in dessen Schloss Castell oberhalb des Dorfes Gottlieben in Sichtweite der Eltern.
Das kleine Fischerdorf Gottlieben hatte sich zu einer Künstlerkolonie gemausert, im Salon der Baronin van Zuylen ging eine illustre Gästeschar ein-und aus. Die jungen Töchter von Maximilian waren begeistert, als ihr Vater berühmte Maler und Schriftsteller ins Schloss einlud. Olaf Gulbranson, wie Herrmann Hesse, Rainer Maria Rilke und Emanuel von Bodman waren häufige Gäste.

Es lag nahe, dass die Fabrice-Mädchen zumindest in erster Ehe in dieses Umfeld einheirateten. Die zweit älteste Tochter Luigina entschied sich für den Maler Walter Sturtzkopf, Ilma heiratete den Maler und Fotografen Carl Halm-Nicolai und Blanche den berühmten Schriftsteller Emanuel von Bodmann.

Meine Großmutter Ellinka, die Erstgeborene, hatte hingegen in Südfrankreich Dr. Paul Gans kennen- und lieben gelernt. Sie erhalten einen eigenen Beitrag in dieser website.
Anscheinend war meine Urgroßmutter Ilma durch diese Künstler angeregt, auch selbst zu dichten und zu schreiben.
Hier der erste Teil eines kleinen Gedichtes aus der Fülle ihrer Werke:
Wenn der Lenz uns lacht
In seiner ganzen Pracht
Und die Lieb´erwacht, ganz leise, still und sacht
Beginnt das Leben
Ihrer beider Leben, das von Ilma und Max, erlosch 1914.
Sie sind auf dem Tägerwillen Friedhof bei Gottlieben bestattet.