Dr. Stanton Coit wurde am 11. August 1857 als Sohn von Harvey Coit und seiner Frau Elizabeth geb. Greer, in Columbus, Ohio geboren. Er studierte am Amherst College an der Columbia University, wo er unter „den Bann von Waldo Emerson fiel“, (dieser war Philosoph und Schriftsteller) und später an der Humboldt-Universität in Berlin bei Georg von Gizycki, bei dem er 1885 promovierte.
Coit war Assistent bei Felix Adler (dessen Vater Rabbi in New York war) in der Gesellschaft für ethische Kultur, die Adler als bedeutender Führer und Redner 1876 gegründet hatte. Dieser hatte ihn auch zur Promotion ermutigt.
Im Jahre 1886 gründete Stanton einen nachbarschaftlichen Zweckverband in Form eines Siedlungshauses in der New Yorker Lower East Side, das heute als Universitätssiedlungshaus bekannt ist. Diese Idee hatte Coit, nachdem er drei Monate in der Toynbee Hall mitgeholfen hatte.
Im Jahr 1888 ging er nach London als „Minister“ der „South Place Religious Society„. Während dieser Tätigkeit wurde diese auf sein Drängen umbenannt, und zwar in „South Place Ethical Society (SPES)“.
Er ließ sich in England nieder, und bekam später die britische Staatsbürgerschaft.
Im Jahre 1891 trat Coit aus der SPES aus und nahm seine Anhänger mit. Nun gründete er die „West London Ethical Society“ und wurde deren Präsident.
Coit etablierte während dieser Zeit die Zeitschrift „The Ethical World„.
Im Jahre 1898 heiratete Coit die Witwe von Moritz Wetzlar (1857-1892), nämlich Fanny Adela Wetzlar, die Tochter des deutschen Industriellen Friedrich Ludwig (Fritz) von Gans, Frankfurt am Main. Sie bekamen drei Töchter, Adela, Gwendolen und Virginia. Coit adoptierte diese drei Kinder aus erster Ehe.
Sie wohnten 30, Hyde Park Gate in London.
Adela verstarb 1932.
Adela hatte sich als Suffragette einen Namen gemacht und Europa bereist.
Aus dem Erbe seiner Frau, erwarb Coit die ehemalige methodistische Kapelle in der Queen’s Road.
In dieser „Queen’s Road (Bayswater) Ethical Church“ predigte er oft und wurde von seiner jüngsten Tochter, Virginia Coit, unterstützt.
Seine persönliche Ansicht war, dass „Ethische Kirchen“ die bestehenden Kirchen, die auf der Grundlage religiösen Glaubens gegründet wurden, ersetzt werden sollten, und dass die Kirche von England in eine solche „Ethische Kirche“ verwandelt werden könnte.
Es ging auch darum, dass sich der Mensch als Ursache sieht und das Gewünschte selbst herbeiführen kann, statt nur zu beten… die Gründer waren keine Gegner der Kirche, sie wollten allerdings die „sittliche Veredlung“ erreichen.
Die „West-London Ethical Society“ hat ihren Namen tatsächlich im Jahre 1914 formell geändert in „Ethische Kirche„. Bis 1918 bestand eine Mitgliedschaft von 300 Leuten.
Nach Adelas Tod wurde Coit zum Leiter an der „Ethischen Kirche“ ernannt und Harry Snell, Harold Blackham und Coits Tochter Virginia, als „Minister“ ernannt.
Im Jahre 1896 gründete er die „Vereinigung der Ethischen Gesellschaften„, später die „Ethische Union“ benannt.
Sie war der Vorgänger der „Britischen Humanistischen Vereinigung“.
Stanton Coit war in den Jahren 1893-1905 ebenso Redakteur der „Internationalen Zeitschrift für Ethik„. Unter den vielen Büchern, die er schrieb, waren: „Die Botschaft des Menschen“ und „Ein Buch der ethischen Schriften“ (1894), „Ein Ethisches Hymnenbuch“ (1905), „Responsive Services (1911)“ und „Social Worship“ (1913).
Nebenbei arbeitete er an Übersetzungen der Werke über Ethik von Georg von Gizyckis, bei dem er in Berlin studiert hatte.
In den Jahren 1906 und 1910 versuchte er als Kandidat für die unabhängigen Arbeiterpartei in Wakefield ins Parlament gewählt zu werden, blieb aber erfolglos.
In seinem Denken war Coit von Ralph Waldo Emerson und von Émile Durkheim beeinflusst, dessen Buch „Elementare Formen des religiösen Lebens“, Coit 1923 gelesen hatte.
Er übersetzte auch alle drei Bände von Nicolai Hartmanns Ethik 1926.
Als gebürtiger Amerikaner, der im England lebte, reiste Coit regelmäßig zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien. Als Passagier auf dem Schiff „Carpathia“ erlebte er im Jahr 1912 die Rettung der Überlebenden der „Titanic„.
Als Führer der „Ethischen Bewegung“ zog sich Coit im Jahre 1935 zurück. Sein Nachfolger war Harold Blackham, der die „kirchlichen“ Elemente abbaute und den Weg für die spätere Gründung der „Britischen humanistischen Vereinigung“ von Blackham und Julian Huxley ebnete.
Coit lebte später in der Nähe von Eastbourne, Sussex.
Er starb am 15. Februar 1944 in seinem Haus in Birling Gap bei Eastbourne.
Im Jahre 1953 wurde das Ethische Kirchengebäude an die katholische Kirche verkauft und die Erlöse dazu verwendet, um das Haus Nummer 13 Prince of Wales Terrace in West London zu kaufen, das „Stanton Coit House“ genannt wurde.
Der Name der „Ethischen Kirche“ kehrte in die West London-Ethikgesellschaft des Vereinigten Königreichs zurück und wurde wieder zur „Ethischen Union“.
Veröffentlichungen:
Ethische Demokratie: Essays in der sozialen Dynamik von Professor D. G. Ritchie et al., Einschließlich Stanton Coit. Herausgegeben für die Gesellschaft der ethischen Propagandisten von Stanton Coit (1857)
Ethische Kultur als Religion für die Menschen: zwei Diskurse in der Südkapelle (1887)
Ethische Lieder mit Musik kompiliert und bearbeitet von Stanton Coit und Gustav Spiller (1892)
Ethische Lieder, die für die Union der Ethischen Gesellschaften von Stanton Coit und Gustav Spiller (1898)
Die Ethische Welt (Zeitschrift) herausgegeben von Stanton Coit und J.A.Hobson (1899)
Ethical Hymn Book kompiliert und bearbeitet für die Union der Ethischen Gesellschaften von Stanton Coit und Gustav Spiller (1905)
Einführung in Adressen und Essays von Ralph Waldo Emerson (1907)
Nationaler Idealismus und eine Staatskirche (1907)
Nationaler Idealismus und das Buch des gemeinsamen Gebets (1908)
Frau in Kirche und Staat (1910)
Die ethische Bewegung: ihre Prinzipien und Ziele von Horace J. Bridges, Stanton Coit, G. E. O’Dell und Harry Snell. Herausgegeben von H. J. Bridges & Stanton Coit (1911)
Die Seele von Amerika (1913)
Ethik von Nicolai Hartmann, übersetzt von Stanton Coit (1932)
Ethische Mystik … Nachgedruckt von „Aspekte der ethischen Religion“, Essays zu Ehren von Felix Adler usw.
Referenzen
H.J. Blackham ed. (1948) Stanton Coit, 1857-1944, Auswahl aus seinen Schriften. Phrase aus dem präfatorischen Memoiren genommen. Favil Presse
Biographie am humanistischen Erbe
Angela von Gans, Monika Gröning: Die Familie Gans 1350-1963, Verlag Regionalkultur, Heidelberg 2006, ISBN 978-3-89735-486-9
Émile Durkheim (1915) Die elementaren Formen des religiösen Lebens, übersetzt von den Franzosen von Joseph Ward Swain. Veröffentlicht von Allen und Unwin, 1915.
Stanton Coit tr. (1932) Ethik, Vol. I Moralische Phänomene, Vol. II Moralische Werte, Vol. III Moralische Freiheit (autorisierte Version); Einführung von J.H. Muirhead, Originaltext von Hartmann, Nicolai, 1882-1950. Veröffentlicht von Allen & Unwin in London und von Macmillan in New York.
Nicholas Walter (1999), „Unerwartetes Seitenlicht auf unseren Gründer“, Humanity (die hauseigene Zeitschrift der British Humanist Association, jetzt Humanist News genannt) Ausgabe 8, Seite 6, Feb / Mrz 1999.
British Humanist Association: Unsere Geschichte seit 1896