Der ältere Bruder meines Ur-Ur-Großvaters August Friedrich Oswald Freiherr von Fabrice war Georg Friedrich Alfred Graf von Fabrice. Deren Vater Friedrich Joseph Anton von Fabrice, war Major im Königlich-Sächsischen Husarenregiment Prinz Johann und verblieb nach dem Sieg gegen Napoleon als Teil der Besatzungsarmee an einem Standort in Frankreich. Hier wurde der älteste Sohn Alfred 1818 in Quesnoy sur Deule geboren.

Im Alter von zwölf Jahren, also 1830, kam Alfred für eine vierjährige Ausbildung in das Kadettenhaus in Dresden.
1840 wurde er Oberleutnant bei den Gardereitern in Dresden und acht Jahre später Rittmeister.
1849 nahm er am Schleswig-Holsteinischen Krieg teil.
Stationiert in Weimar, lernte er 1848 Anna Gräfin von der Asseburg kennen. Sie war als Hofdame der Erbgroßherzogin Sophie, geborene Prinzessin der Niederlande tätig. Anna war die Tochter des preußischen Oberjägermeisters Graf Ludwig von der Asseburg-Falkenstein.
Sie heirateten 1850 auf Burg Falkenstein und führten eine überaus glückliche Ehe über Jahrzehnte. Alfred war im selben Jahr zum Generalstab berufen worden.
Da Paar zog nach Dresden-Neustadt in die Theresienstrasse 5, allerdings war auf Grund der vielen Kinder ein späterer Umzug in ein größeres Haus notwendig.
Anna schenkte ihrem Mann eine Tochter (Anna Helene *1854 + 1905, heiratete 1882 Hugo III. Graf Henckel von Donnersmark in Dresden ) und gebar drei Söhne –Eberhard Friedrich Ludwig Alfred (*1851), Alfred (*1853 + 1895) und Friedrich Alfred Karl (*1856 +1933).
Der Zweitname – Helene – den ihre Tochter erhielt, lässt darauf schließen, dass deren Tante Helene, die Ehefrau von Oswald von Fabrice und Tochter des Kurfürsten Wilhelm II. von Hessen, Taufpatin war.
Zu diesem Zweig meines Ur-Ur-Großvaters Oswald und seiner Frau Helene Gräfin von Reichenbach-Lessonitz folgt ein eigenes Kapitel.
Aber nun zurück zu dem Werdegang dieses von Volk und Königen im In- und Ausland geschätzten Zeitgenossen, dem Kriegsminister und Staatsminister Alfred Graf von Fabrice.
1850 wurde Alfred in den Generalstab versetzt und 1853 zum Major ernannt. Wegen seiner Verdienste in der Schlacht bei Königgrätz und während der sich anschließenden Friedensverhandlungen mit Preußen wurde er 1866 zum Kriegsminister und 1872 zum Minister der Auswärtigen Angelegenheiten des sächsischen Hofes erhoben. Er stand in enger Verbindung mit Prinz Albert, der von seinem Vater, König Johann, weitreichende, verantwortliche Aufgaben erhalten hatte.
Als Kriegsminister war Alfred von Fabrice der Ansicht, eine Neuorganisation der Armee nach preußischem Vorbild anzugehen. Durch Errichtung der Kasernenanlagen mit Garnisonskirche, Lazarett und Garnisonsfriedhof wurde diese Anlage in Dresden die Modernste des Deutschen Reiches.
Die „Albertstadt“ war letztlich das Verdienst von Alfred von Fabrice und später wurde die Kaserne auch nach ihm benannt.
1882 wurde er als damaliger Vorsitz des sächsischen Gesamtministeriums auch Außenminister.
Der inzwischen zum König ernannte Albert verlieh ihm 1884 zum 50jährigen Dienst die erbliche Grafenwürde.
Seit 2011 gibt es auch die Fabrice-Straße in Dresden wieder. Ehemals hieß sie Proschhübelstraße.

Anna Gräfin von Fabrice hatte in ihrem über Jahre geführten Tagebuch alles Wichtige aufgeschrieben. 1887 schenkte sie dieses nun als Ahnenbuch umgeschriebene Werk ihrem Mann. Sie nannte es: „Die Familiengeschichte des Königlich-Sächsischen Staats- und Kriegsministers Alfred Graf von Fabrice“. Später verfeinerten ihre beiden Söhne Fritz und Eberhard die Schrift. Heute kann man noch eine neue Fassung erhalten: bearbeitet von Andrea Engi, Beyer Verlag Sachsen, ISBN 3-9809520-8-8)

Das beliebte und tüchtige Ehepaar residierte im „Ministerhotel, dem ehemaligen“Saulschen Haus“ in Dresden in der Seestraße. Es wurde 1752 erbaut und leider im Zweiten Weltkrieg total zerstört.
Hier gaben sie Empfänge für ausländische Diplomaten, organisierten Bälle und Gala-Dinners und gestalteten und prägten das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Dresden um jene Zeit. Könige und Prinzen gingen ein und aus.


Letztendlich war Alfred fast 60 Jahre, von 1834-1891, für den Sächsischen Staat in Schlüsselpositionen tätig. Mehr als 24 Jahre lang war er Kriegsminister. Er hatte vier Sachsen-Königen gedient, blieb immer freundlich, bescheiden und absolut aufrecht.
Er starb im Alter von 73 Jahren im Jahre 1891 in Dresden, geschätzt und unvergessen.


Alfred hatte neben meinem Ur-Ur-Großvater Oswald noch einen Bruder, Friedrich Franz Bernhard geboren 1827 und 1866 gefallen als Königlich Sächsischer Rittmeister bei Gitschin im Krieg gegen Preußen. Bernhard von Fabrice hatte 1853 Ida Gräfin von Schönburg geheiratet. Sie hatten sieben Kinder.
Hier trifft wieder eine Fügung zusammen, die wir in dem Beitrag zu Oswald von Fabrice näher erfahren werden. Denn eine der Töchter von Bernhard, Louise (Lala), heiratete Wilhelm Prinz zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg im Jahre 1887 in Baden-Baden.
Die andere Tochter Margarethe (Gretchen *1862 + 1922), später verheiratet mit Franz von Pfuhlstein, kam 1884 auf Empfehlung von Wilhelm Prinz zu Löwenstein als Erzieherin zu Prinzessin Victoria und Louise nach Windsor. Dort lernte sie Prinzessin Alexandra von Hessen (Alix) kennen und trat später in Darmstadt ihren Dienst als Gesellschafterin und Freundin der zukünftigen Zarin von Rußland an.

Der zweite Bruder von Alfred Graf von Fabrice war mein Ur-Ur-Großvater Oswald, dem ich ein eigenes Kapitel widmen werde. Seine Schwägerin war Louise Gräfin von Bose, die in Baden-Baden lebte. Die Familie traf sich daraufhin immer wieder dort . Auch „Tante Bose“, wie sie genannt wurde (Louise Gräfin Reichenbach-Lessonitz und später Gräfin Bose), war eine der Töchter des Kurfürsten Wilhelm II. von Hessen, und erhält ihr eigenes Kapitel.