Paul Graf von Almásy: Ein Kämpfer für die ungarische Freiheit

Dieser Artikel soll der Wiederentdeckung meines Ur-Ur-Großvaters Graf Paul Almásy von Zsadány und Török-Szent-Miklós als eines großen ungarischen Freiheitskämpfers im 19. Jahrhundert dienen.

Paul Almásy (1816 – 1882) entstammte einer sehr alten ungarischen Adelsfamilie. Aus seiner Ehe mit Amalie geb. Gräfin  Batthyány von Német-Ujvár (1818 – 1867) entstammte meine Ur-Großmutter Ilma[1]. Sie hatte einen Bruder Josef Imre Pal, der von 1840-1858 lebte.

In Budapest begann Paul Almásy im Alter von 20 Jahren Jura zu studieren. Sein großes Interesse galt allerdings der Politik. Auf Grund seiner Ambitionen und auch gleichgesinnter verwandtschaftlicher Beziehungen wurde er 1848  in das ungarische Parlament gewählt. Das Wohl seines Vaterlandes galt dem jüngsten Kandidaten  über alles. Er gehörte zu den treibenden Geistern der aufständischen Bewegungen in Ungarn im 19. Jahrhundert. Darüber geriet er begreiflicherweise in Konflikt mit den habsburgischen Behörden.

Der Schwiegervater von Paul Graf Almásy: Emmerrich (Imre III) Graf Batthyany

Während des ungarischen Aufstandes 1848/49 wurde der Landtag nach Pest verlegt. Er sollte zu einer modernen Volksvertretung umgestaltet werden, die die eigene ungarische Regierung kontrollieren sollte. Am 3. Oktober 1848 erklärte jedoch Kaiser Ferdinand I. als König von Ungarn den Landtag per Dekret für aufgelöst.

Im weiteren Verlauf der Revolution gegen die Habsburger trat am 14. April 1849 in der Großen Reformierten Kirche von Debrecen unter Vorsitz von Paul Almásy, der deren Präsidenten vertrat, die ungarische Nationalversammlung zusammen, die die Entthronung des Hauses Habsburg-Lothringen und die Unabhängigkeit Ungarns verkündete und Lajos Kossuth zum Reichsverweser wählte.

Almásy unterschrieb in seiner Position  das verhängnisvolle Schriftstück[2].

Gräfin Mailáth

Infolge der Niederwerfung der ungarischen Revolution wurde die Nationalversammlung wieder aufgelöst.

Nach der Katastrophe von Vilagos[3] hielt er sich längere Zeit im Lande verborgen und wurde von der Verfolgern hin- und her gehetzt. Schließlich wurde er in Szabad-Batthyan dem habsburgischen Militär verraten. Dorthin hatte er sich auf dem Schloss seines Schwiegervaters, dem Grafen Emmerich III. (Imre) Batthyany v. Német-Ujvár  (1781-1874)[4], verheiratet mit Elisabeth Gräfin Mailáth v. Szekely  (1794-1876) versteckt. Aber das  Schloss wurde in der Nacht umstellt, unter jedem Fenster standen Soldaten mit schussbereiten Waffen. Nur ein Fenster blieb „zufällig“ unbesetzt.

Hierdurch rettete Paul Almásy sich und entfloh nach Frankreich und später in die Schweiz. Seine Güter wurden zwischenzeitlich konfisziert und er selbst im Jahre 1851/53 zum Tode durch den Strang verurteilt. Als Verbrechen wurde es ihm auch angerechnet, dass er ein ganzes Husarenregiment auf seine Kosten aufgerüstet hatte.

Anfang des Jahres 1859 traten ruhigere Zeiten ein, Almásy durfte zurückkehren.

Seine Güter wurden seiner Tochter (nunmehr verheiratete Ilma Freiin v. Maltzahn, *1842 Pest +1914 Schloss Gottlieben),  meiner Urgroßmutter übereignet. Diese gab ihrem Vater die Güter  fürsorglich später wieder zurück.

Es wäre besser gewesen, sie hätte es nicht getan. Denn Paul Almásy begann sofort wieder eine Verschwörung zu organisieren. Er wurde aber mit vielen anderen im Februar 1861 verhaftet und zum zweiten Mal zum Tode verurteilt.

Das Urteil wurde aber nicht vollstreckt, Almásy vielmehr verbannt.

Diesmal begab er sich zu seiner Tochter Ilma und seinem Schwiegersohn Rudolph von Maltzahn nach Schloss Vollratsruhe (Mecklenburg-Vorpommern) und blieb dort bis nach Beendigung des deutsch-österreichischen Krieges 1866.

Nach dem Friedensschluss  1867 wurde auch er begnadigt und lebte nach Verlust fast aller seiner Güter infolge verfehlter industrieller Unternehmungen mit seiner zweiten Frau Malvine, geb. von Almásy, still und zurückgezogen in Pest.

Angela von Gans vor einem Gemälde ihrer 18jährigen Urgroßmutter Ilma Gräfin Almásy anläßlich der Verlobung mit Rudolph von Maltzahn  (Ernst Lafite).

Am 3. November 1882 wurde Paul Almásy zur ewigen Ruhe  im Kerepesi-Friedhof (Kerepesi-temetö) bestattet. Die ungarische Nation errichtete ihm ein Grabmal (Parzelle 332 links.  Adresse: Budapest, Fiumei út 16, 1086 Ungarn).

Kein Geringerer als Maurus Jokai[5] widmete ihm den folgenden Nachruf:

Grab des Pal Almásy und seiner zweiten Gemahlin Malvine

Einst von einem ganzen Volke geliebt, von seinen Freunden vergöttert, von seinen Feinden tödlich gehasst, mit dem Unglück wie ein Gigant umgehend, in der Hand die verbündete Hand der Mächtigen, im Herzen den für das Vaterland alles immer wieder aufopfernden Mut, im Kopf umfassende Ideen der Reichsgründung und endlich dahinscheidend in einem kleinen Raum, beleuchtet vom Abendschein eines einzigen liebenden Herzens! Meiner wehmütigen Seele tut es wohl, rückschauend die Spuren zu verfolgen, die mein einstiger Führer und Freund auf seinem Pfade zurückließ. Das Ziel wurde auf einem anderen Wege erreicht, aber auch sein Ziel was Ungarns Wiederherstellung“ Die Großmutter von Ilma: Elisabeth (Elise)  Gräfin Batthyány  +1876

 

Großmutter Elise als ältere Dame

 

 

Ilma Gräfin Almásy, verh. in 1. Ehe mit Rudolf Freiherr v. Maltzahn. (3 Söhne)

 

In 2. Ehe 1874 mit Maximillian Freiherr v. Fabrice (5 Töchter)

Name: Amalie (Ilma)

[2]Almásy, Paul von (Präsident des Unterhauses im Debrecziner Landtage 1849, geb. in Ungarn im Jahre 1818). Durch Urteil vom 6. Februar 1865 des als oberste Militär-Gerichtsbehörde eingesetzten obersten Militär-Justizsenates des Verbrechens des Hochverrates schuldig erkannt und nebst Adelsverlust im Wege des Rechtes zum Tode durch den Strang, im Wege der Gnade zu zwanzigjährigem schweren Kerker verurteilt.

[3]: 1824 entstand das „untere Kastell“ und 1834 inmitten einer großen Parkanlage das „obere Kastell“. Dieses spielte während der Ungarischen Revolution von 1848/49 eine bedeutende Rolle. Zur Niederschlagung der Revolution drangen die Österreicher von Westen her gegen die aufständischen Ungarn vor. Zar Nikolaus I. kam von Osten dem bedrängten österreichischen Kaiser zu Hilfe. Lajos Kossuth dankte ab und floh in die Türkei. Heerführer der Honveds, General Artúr Görgey streckte am 13. August 1849 in Világos vor den russischen Truppen die Waffen. Im Saal der heutigen Bibliothek wurde die bedingungslose Kapitulation der ungarischen Revolutionäre unterzeichnet. (Wikipedia)

 

[4] Eltern: Imre 1744-1819 und Anna Maria Gräfin Haller 1757-1814

[5]

Maurus Jókai

Mór Jókai

Geboren am 18. Februar 1825 in Komárom; gestorben am 5. Mai 1904 in Budapest.

Jókai verfasste vor allem historische Romane, die eine ihm eigene Romantik widerspiegeln. Er widmete sich zeitlebens der ungarischen Sprache. Jókai galt als liberaler ungarischer Patriot, er war nach 1897 Mitglied des ungarischen Parlaments. Er war Herausgeber des Satire- und Witzblattes Az Üstökös, das von 1861 bis 1920 in Wien erschien, und in dem er auch unter dem Pseudonym Kakas Márton (Martin Hahn) schrieb.

 

1 Kommentar

  1. Zwei Briefe des Almasy an Franz Pulszky erhielt Karl August Varnhagen von Ense für seine Sammlung, die heute in Krakau (Biblioteka Jagiellonska) aufbewahrt wird. Das Inventar von Ludwig Stern (Berlin 1911), nannte keine Lebensdaten. Vielen Dank für die Informationen!

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